Sie sind hier: Home » Pressemitteilung vom 21.11.24: Themen von Krankenhaus bis Grundsteuer: sehr gut besuchte Bürgerversammlung in Wolfhagen
Am 15. November 2024 fand in der Stadthalle Wolfhagen die alljährliche Bürgerversammlung statt. Stadtverordnetenvorsteher Christoph Lübcke und Bürgermeister Dr. Dirk Scharrer durften sich über einen regen Zuspruch freuen. Die Stadthalle war nahezu voll. Über 200 Bürgerinnen und Bürger folgten der Einladung der Stadt, um sich über aktuelle Entwicklungen zu informieren, Ehrungen beizuwohnen und miteinander ins Gespräch zu kommen. Sie erlebten einen unterhaltsamen und informativen Abend, in dessen Mittelpunkt der Jahresbericht des Bürgermeisters stand.
Den feierlichen Auftakt bildeten zwei Musikstücke der Big Band der Musikschule Wolfhagen, bevor Dirk Scharrer zu allen relevanten Zahlen und Fakten, aktuellen Entwicklungen, Projekten sowie Zukunftsplänen der Stadt umfassend aus allen Fachbereichen Stellung bezog.
Dabei ging er insbesondere auf die finanzielle Lage der Stadt ein. Der Rathauschef klärte darüber auf, dass man für 2024, wie schon 2023, einen deutlichen Ergebnisüberschuss erwarte. Die Schulden konnten auf 14,6 Millionen zurückgeführt werden. Dies werde sich aber in den nächsten Jahren aufgrund der sich verschlechternden wirtschaftlichen Rahmenbedingungen und der Finanzkrise des Landkreises massiv verändern, mahnte er. Allein der vom Landkreis Kassel angeordnete massive Anstieg der Kreis- und Schulumlage um mindestens 7% in 2024 und 2025 werde ein Loch in der Haushaltskasse von jährlich über 2 Mio. EUR reißen. Hinzukämen noch auf Grundlage der jüngsten Finanzplanungserlasszahlen des Landes Hessen überraschend Mindereinnahmen von 300.000 für das kommende Jahr. Gleichwohl wolle man auch für 2025 versuchen, im Sinne einer soliden Haushaltspolitik einen ausgeglichenen Ergebnishaushalt abzubilden. Dies werde die Stadt aber nur dadurch erreichen, indem man die Grundsteuerhebesätze bei den bestehenden 470 Prozentpunkten belässt und die Aufwendungen für Sach- und Dienstleistungen reduziert. Die Stadt Wolfhagen hat in 2023 auf eine Erhöhung der Grundsteuer im Gegensatz zu anderen Kommunen verzichtet.
Trotz der finanziellen Herausforderungen hält es Bürgermeister Scharrer für unerlässlich, in den nächsten Jahren in Sanierungs- und Bauvorhaben zu investieren. „Wir haben zum einen Pflichtaufgaben zu erfüllen, zum anderen hat sich in den letzten Jahren ein massiver Sanierungs- und Investitionsstau herausgebildet. „Den gilt es aufzulösen, um die Standortattraktivität von Wolfhagen zu erhalten und auszubauen, für Jung und Alt, für Bürger und Unternehmen“, führt Scharrer aus.
Die größten Investitionsvorhaben der Stadt beziehen sich auf die Ortsdurchfahrt in Niederelsungen, auf die Sanierung der Dorfgemeinschaftshäuser in Niederelsungen und Nothfelden, auf Bauvorhaben in den Ortsteilfeuerwehren, auf weitere Straßenausbaumaßnahmen, der Sanierung und im Falle einer Förderung des Ausbaus des Wolfhager Schwimmbades, auf eine Erweiterung des Kindergartens in Istha. Überdies soll 2025 in Altenhasungen der erste Waldkindergarten an den Start gehen. Für Dezember 2024 plant die Stadt bereits die Eröffnung der Multifunktionshalle (ehemals Tennishalle), die insbesondere den Wolfhager Fußballvereinen eine neue Heimat bieten wird. Bezüglich der neuen Schulsporthalle ist der Landkreis Kassel am Zug mit einer neuen Planung. Diese soll nach den Wünschen der Stadt und des VfL Wolfhagen auch den Belangen der VfL-Ringer gerecht werden. Bürgermeister Scharrer wünscht sich rasch Klarheit, da die Vereine, insbesondere die Ringer Planungssicherheit benötigen würden. Ein Plan B habe man in der Schublade.
Ein besonderer Fokus liege daneben auf der Belebung der Innenstadt, mit der sich zurzeit ein Planungsbüro aus Kassel und Experten aus Baden-Württemberg befassen. Er selbst sei in Kontakt mit verschiedenen Unternehmen, insbesondere aus dem Bekleidungsbereich, um den durch die Schließung von Geschäften entstandenen Angebotslücken entgegenzuwirken. Auch wenn die Gespräche schwierig seien, aufgrund der schlechten Marktlage, so werde man weiterhin alles daransetzen, eine attraktive Mischnutzung zu gestalten – aus Aufenthaltsqualität, Einzelhandel, Wohnen, Gastronomie, Bildung und Kultur. Auch deshalb habe man den Bereich Wirtschaftsförderung neu aufgestellt und erstmals ein Wirtschaftsförderungsprogramm auf den Weg gebracht, um unternehmerischen Mut zu unterstützen. „Den Bürgern muss klar sein, dass wir das Rad der Zeit nicht zurückdrehen können,“ macht der Rathauschef deutlich, „Fachkräftemangel und Onlinehandel machen sich bemerkbar wie auch eine Kaufzurückhaltung. Geschäfte können in Wolfhagen nur überleben, wenn sie ein attraktives Angebot vorhalten und wir als Bürger treue, stete Kunden von ihnen sind oder werden. Jeder Euro, der in Wolfhagen bleibt, tut uns allen gut.“
Ein weiteres Thema war die Zukunft des Krankenhauses. Auch wenn die Stadt Wolfhagen kein Eigentümer sei, werde er als Bürgermeister weiterhin beharrlich und mit großem Nachdruck für den Erhalt des Krankenhauses kämpfen, da dieses für die Gesundheitsversorgung in der Region unverzichtbar sei. Es müsse eine Einrichtung sein, die auch den Namen „Krankenhaus“ verdient. 500 mehr Notaufnahmen in einem Quartal und ca. 20.000 Behandlungsfälle im Jahr seien eindrucksvolle Kennzahlen.
Ein besonderer Höhepunkt der Versammlung waren die Ehrungen für besondere Verdienste. Der Arbeitskreis NS Zwangsarbeit und der Friedhof Wolfhagen erhielten von Christoph Lübcke den Ehrenpreis 2023 für sein ehrenamtliches Engagement zur Aufarbeitung der Geschichte der Zwangsarbeit im Zweiten Weltkrieg und zur Bewahrung des historischen Erbes. Den Preis nahmen Wolfgang Leffringhausen und Phillip Landgrebe entgegen.
Bernd und Simone Geiersbach wurden vom Stadtverordnetenvorsteher mit der Ehrennadel der Stadt Wolfhagen ausgezeichnet, als Anerkennung ihres unermüdlichen Einsatzes für die Musikkunst, durch die sie über viele Jahre hinweg Wolfhagen und das gesamte Wolfhager Land kulturell bereichert und Menschen Freude sowie Inspiration geschenkt haben. Helene Rest bekam von Bürgermeister Scharrer die Ehrennadel für ihr herausragendes Engagement als ehemalige Vorsitzende des Landfrauenvereins Wolfhagen. Auch Udo Runge wurde von ihm mit der Ehrennadel geehrt, um dessen unermüdlichen Einsatz in der Stadtmarketing GmbH und als Vorstand und Mitbegründer der Servicegemeinschaft zu würdigen.
Aber auch sportliche Leistungen fanden gebührende Anerkennung. Der Tauziehgruppe Philippinenburg & -thal wurde von Christoph Lübcke eine Ehrenurkunde überreicht, die ihnen für ihre herausragenden sportlichen Erfolge anlässlich der Tauziehweltmeisterschaft 2024 in Mannheim verliehen wurde. Anwesend waren Nicole Pflüger, Mike Döhne sowie Vertreter des Vorstands. Petra Simshäuser vom VfL Wolfhagen wurde von Bürgermeister Scharrer mit einer Ehrenurkunde ausgezeichnet, die ihre Erfolge als Weltmeisterin, Europameisterin und Deutsche Meisterin im Leichtathletik-Spezialsport LSW in den Jahren 2023 und 2024 ehrte. Die VfL Ringer Marat Kardanov und Nick Eckenberger nahmen von Christoph Lübcke und Bürgermeister Scharrer Ehrenurkunden entgegen, die ihre Erfolge als Deutsche Meister im Ringen Freistil bei den Ringer-Weltmeisterschaften in 2023 und 2024 würdigten. Ihr Chef-Trainer Otto Hajlik vom VfL Wolfhagen erhielt ein Dankeschön für seine vorbildliche Trainingsarbeit.
Ein besonderer emotionaler Moment war die erstmals durchgeführte Totenehrung, bei der die Anwesenden der Verstorbenen gedachten. Eine Präsentation zeigte Namen und Fotos, untermalt von einem Musikstück der Big Band.
Abschließend hatten im Rahmen einer Fragerunde die Bürgerinnen und Bürger die Gelegenheit, ihre Anliegen direkt vorzubringen und in den Austausch mit dem Bürgermeister zu kommen.
Bereits im Vorfeld der Versammlung waren Fragen schriftlich eingegangen. Sie betrafen unter anderem die Themen Glasfaserausbau, Kinderspielplätze, Mehr Grün in der Stadt, Baumschnitt, Anliegergebühren.
Ein Bürger regte im Vorfeld die Aufstellung weiterer 30er Schilder in der Ippinghäuser Straße an der Schule an. Scharrer bedankte sich für den Hinweis und kündigte den Vollzug dieses Vorschlags binnen weniger Tage an.
Bei den Anliegergebühren sei die Verwaltung in der Ausarbeitung einer Erörterungsvorlage, welche Grundsteuererhöhung anfallen würde, wenn eine Abschaffung der Straßenausbaubeiträge erfolgen soll. Für ihn als Bürgermeister sei es wichtig, dass Eigentümer und Mieter bei der weiteren Diskussion mitgenommen werden. Es gäbe für beide Szenarien einige Für und Wider.
Nach dem offiziellen Teil luden Christoph Lübcke und Bürgermeister Scharrer alle Anwesenden zu einem gemütlichen Ausklang bei Getränken und Snacks ein. Die Big Band sorgte mit zwei weiteren Musikstücken für einen harmonischen Abschluss des Abends.
Die Bürgerversammlung 2024 bot eine gelungene Mischung aus Information, Anerkennung von bürgerschaftlichem Engagement und Gemeinschaft.
Fotos: Artur Schöneburg
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